Was wäre Salzburg ohne „Sound of Music“? Kaum eine andere Filmproduktion hat das weltweite Reiseverhalten mehr geprägt, als diese. Aber auch Tom Cruise, Cameron Diaz und Nicolas Cage haben Salzburg im Sturm erobert.
Hätte es das Musical „Sound of Music“ und die anschließende Verfilmung nicht gegeben – man hätte sie erfinden müssen.
Der mit Abstand erfolgreichste, bekannteste und nachhaltigste Salzburg-Film entstand 1965. Dieser erzählt die Geschichte der sangesfreudigen Familie Trapp, frei nach den Lebenserinnerungen der Maria von Trapp. In den USA prägt er heute noch das Bild von Österreich und so gut wie jedes Kind in der englischsprachigen Welt kennt seither Salzburg. Nicht wenige meinen sogar, dass daraus stammende Lied „Edelweiß“ sei die heimische Nationalhymne.
„Knight and Day“ und „Der letzte Tempelritter“
Dann kamen mit Tom Cruise und Cameron Diaz Dreharbeiten zu „Knight and Day“, die Salzburg 2010 international als Filmstadt bekannt machten. Im Agententhriller stürzt sich Tom Cruise u.a. halsbrecherisch vom Dach des Hotel Stein in die Salzach, während er von einem Hubschrauber verfolgt wird. „Der letzte Tempelritter“ (2011) mit Nicholas Cage setzte vor allem die unberührte Natur der Umgebung mysteriös und eindrücklich in Szene.
In jüngester Vergangenheit
lag der Fokus insbesondere auf Fernsehfilme bzw. –serien. 2019 standen Nicholas Ofczarek und Julia Jentsch für eine Sky-Produktion in Salzburg vor der Kamera: „Der Pass“ thematisiert in acht Krimi-Episoden die Jagd nach einem Serien-Mörder. Die Dreharbeiten für die bildgewaltige Thrillerserie fanden großteils im Freien, bei Schnee, Eis und extremer Kälte statt.
Thomas Meiberger (Fritz Karl) ist ein forensischer Gerichtspsychologe, der in der nach ihm benannten Serie von Servus-TV seit 2018 im Großraum Salzburg bei der Aufklärung von Verbrechen unterstützt. Staatsanwältin Barbara Simma (Ulrike C. Tscharre) ruft ihn immer dann zur Hilfe, wenn die von der Exekutive zusammengetragenen Indizien und Beweise nicht ausreichend sind, um den Täter auszuforschen. Gedreht wurde in der Stadt Salzburg und in St. Gilgen.
Einen Riesenerfolg feierte Adrian Goiginger 2017 mit „Die Beste aller Welten“, als er bei der Berlinale einen Filmpreis erhielt. Der gebürtige Salzburger nahm seine Kindheit, die prekäre Geschichte seiner alleinerziehenden Mutter und das Aufwachsen in Salzburg in den Spielfilm auf. Auch seine Spieldokumentation „Virginia“ sorgte für viel Aufmerksamkeit. Der Film setzte das aufregende Leben von Virginia Hill, ehemals Mafia-Braut, und später mit dem Salzburger Hans Hauser verheiratet, in Szene, inclusive ihres bis heute ungeklärten Todes auf dem Gaisberg.
Seit 2016 läuft erfolgreich die TV-Serie „Die Toten von Salzburg“, eine Gemeinschaftsproduktion von Satel-Film, ZDF und ORF, mit Florian Teichtmeister in der Rolle des Major Peter Palfinger, der seit einem Paragleiter-Unfall im Rollstuhl sitzt.
Alles begann bereits 1911
Salzburg als Filmstadt und –kulisse ist nicht neu. Bereits 1911 flimmerte zum ersten Mal ein Salzburger Motiv – die „Dampfbootfahrt am Zeller See“ – über die Leinwand. Ab 1919 trudelten die ersten Filmcrews in Salzburg ein, die vorerst die weitgehend unbekannte, aber umso dramatischere Bergewelt von Großglockner, Großvenediger und Kaprun in Szene setzten. Überdies hatten sich hier bedeutenden Filmstudios angesiedelt. Erstmals 1921 entstand die „Salzburger Kunstfilm A.G.“ als erste Filmgesellschaft in Salzburg. Zu den illustren Gründern zählten Filmleute, Bankdirektoren, Leute aus dem Festspiel-Umfeld sowie Heinrich Kiener von der Stieglbrauerei. Auf dessen Klostermeierhof in Maxglan entstand auf 700 Quadratmetern das damals größte Filmatelier der ersten Republik mit Aufnahmehalle, Entwicklungslabor und Freigelände. Schon damals erwiesen sich die Architektur der Stadt und Landschaft der Umgebung als „kostenlose natürliche Dekoration“, während man in Berlin oder Wien „kostspielige Scheinwelten aus Pappkarton“ herstellen musste.
Kurz nach dem II. Weltkrieg wurde die „Österreichische Film (Atelier) Gesellschaft, kurz ÖFA, gegründet. Im Salzburger Festspielhaus 1948 wurde dann der erste Salzburger Nachkriegsfilm „Maresi“ mit Maria Schell in ihrer ersten Hauptrolle gedreht. Nach zwei weiteren Filmen, darunter „Vagabunden“ mit Paula Wessely und Attila Hörbiger, übersiedelte die ÖFA an die Kreuzbergpromenade in Salzburg-Parsch. In den nächsten 15 Jahren entstanden hier, im „Hollywood der Alpen“, zahlreiche Heimatfilme. 1962 hat der Wiener Otto Dürer in die Modernisierung der ÖFA-Ateliers investiert und gleich eine große Synchronfilmhalle dazu gebaut. Mehrere Dutzend Filme folgten, bis Dürer sein Studio 1978 schließen musste. Dadurch ging Salzburgs mehr als 30 Jahre dauernde Filmgeschichte vorerst zu Ende.
(*Quelle: Christian Strasser „Location Salzburg“, 2013, Verlag Anton Pustet)
Autorin: Ricky Knoll